Sonntag, 27. September 2009

Rennbericht IM Frankfurt

Für alle, die nicht dabei waren, hier nun eine Zusammenfassung des Wettkampfes in Frankfurt:

Es begann, wie schon bei meiner ersten Langdistanz (LD) - nämlich richtig früh: um 3 Uhr klingelt der Wecker. Ich bin sofort wach und stehe am Fenster. Sehen kann ich nicht viel - es ist stockdunkel - aber es regnet nicht. Im Vergleich zum Ostseeman also schon viel besser.
Schnell unter die Dusche und dann den ersten Kaffee runterstürzen, um auch den Verdauungstrack in Wallung zu bringen. Die am Vortag gekauften Nahrungsmittel werden mit für diese Uhrzeit ungewöhnlich gutem Hunger vertilgt. Schon jetzt trinke ich soviel Wasser wie ich mag dazu. Die Aufregung steigt mit jedem Schluck...

Wir packen zügig die Sachen - schließlich wollte ich nicht mit dem letzten Bus vom Frankfurter Zentrum zum Langener Waldsee fahren. Als wir dann im Bus sitzen, stellen wir fest, das wir wahrscheinlich die ersten Fahrgäste sind - aber besser zu früh, als zu spät.

Als wir dann am See ankommen, bestätigt sich die Vermutung - ich habe ziemlich viel Platz zum Rad- und Klamottencheck. Vereinzelt sieht man ein paar bekannte Gesichter: Frank Baalke aus Schwerin und auch Michael Krüger aus Kiel haben es anscheinend auch nicht im Bett ausgehalten.

Gegen 6 Uhr trifft dann meine gesamte Fangemeinde ein. Ich kann sie trotz des nun schon ziemlich vollen Eingangsbereiches gut an den hellblauen T-Shirts erkennen. Ich bekomme Gänsehaut und muss schon jetzt fast eine Träne verdrücken. Die Unterstützung ist schon der reine Wahnsinn und sollte mich an diesem Tag auch zu einer unglaublichen Leistung treiben...Aber dazu später.

Meine "Unterstützer" sehen alle ziemlich Müde aus - kein Wunder um diese Zeit. Es bleibt etwas Zeit zum schnacken oder besser ablenken - schließlich war ich füh hier und hab alles fürs Rennen erledigt.

Irgendwann packt es mich dann doch und ich mache mich daran, meine Körpertemperatur zu erhöhen. Ich gehe raus aus dem Getümmel und laufe locker im Wald. Als ich dann zum ersten kurzen Sprint ansetze, werde ich überholt: Chris McCormak ist schon beim Aufwärmen schneller :( Wir begrüßen uns wirklich herzlich. Ein absolut lockerer Typ - auch bei unserem Foto am Vortag bei der Wettkampfbesprechung. Zurück zur Wechselzone und endlich den Neo überziehen. Noch 30 Minuten bis zum Start.

Ich verabschiede mich bei meinen Motivatoren - wenn ich jetzt schon die Schwimmbrille aufgehabt hätte, wäre sie voll Wasser gelaufen. Das sind wirklich tolle emotionale Momente! Ich Danke Euch!

Ich gehe runter zum Wasser und schwitze enorm. Es sollte insgesamt ein heisser Tag werden. Ich stürze mich in die kalten Fluten - denke ich jedenfalls - und muss feststellen, das sich die Wassertemperatur über Nacht nicht wirklich reduziert hat... Kurz einschwimmen und dann wieder raus, um noch einen letzten Schmatzer von meiner Kleinen abzuholen. Leider kann ich sie nicht finden - dafür sehe ich Steffi und seinen Sohn Consti in der zweiten Reihe. Ich umarme Steffi herzlichst und vergesse glatt, das ich ziemlich nass bin...Egal, Steffi hat sich nichts anmerken lassen :) Die Zeit wird jetzt knapp und ich gehe wieder ins warme Wasser und suche mir eine gute Ausgangsposition. Es wird die Nationalhymne gespielt und dann geht es auch schon los...

Ich komme gut weg und stecke keinerlei Prügel ein, finde schnell einen Rythmus - aber irgendwie nicht den Richtigen. Schon bei der ersten Wendeboie wird mir klar, das es heute ein hartes Brot wird. Ich bekomme meinen Puls nicht runter und muss schon jetzt kämpfen - das kannte ich bis dato nicht... Beim Landgang nach gut 2 km stelle ich dann doch ziemlich überrascht fest, das ich genau im Plan bin. Ich schöpfe Mut und meine Energie kommt zurück. Auf der letzten Geraden kann ich dann auch eine von den Profifrauen überholen und komme nach 56 Minuten aus dem Wasser - genau meine Wunschzeit. Ich kämpfe mich den Berg zur Wechselzone hoch - am Rand stehen einige meiner Leute - ich laufe wie beflügelt durch die Wechselzone. Der Wechsel klappt sehr gut - ich sitze schon nach 4 Minuten auf dem Rad. Beim Rausfahren höre ich wieder die Anfeuerungsrufe meiner Fans - kann allerdings keinen sehen, da meine Brille von meinem "Körperdampf" beschlägt. Ich muss mich höllisch konzentrieren, um die Strasse zu sehen. An der ersten Kurve steht dann noch Steffi mit Sohn und brüllt mir irgendwas Motivierendes zu - ich verlasse den 1. Wechselbereich letztendlich dann doch mit einem sehr guten Gefühl.
Die Radkilometer purzeln dann nur so... Es läuft sehr gut - finde hier schnell meinen richtigen Rythmus und orientiere mich ständig am Ergomo, einem Messsystem, das mir ständig die getretene Leistung zeigt. Am 1. Berg werde ich reihenweise überholt - da muss man sich ordentlich zusammenreissen und locker bleiben...In der ersten Kurve nach dem Berg steht schon wieder Steffi und schreit mich an, das ich fasst vom Fahrrad falle. Ich kann mich aber halten und fliege dann auf den nächsten Kilometern. Am letzten Berg der ersten Runde - Heartbreak Hill - stehen wieder Leute aus meiner Fangemeinde - ich bin begeistert. Die erste Runde lief super.

In der zweiten Runde sehe ich dann weitere meiner Unterstützer: sie stehen an der ungeliebten Kopfsteinpflasterpassage "The Hell". Ich bedanke mich überglücklich. Ich sammle Kilometer und kann auf der letzten Teilstrecke ordentlich drücken und viele Plätze gutmachen. Keine 5 Kilometer vor dem Wechsel dann der Schock: Meine Kette hat sich beim runterschalten zwischen Rahmen und Ritzel verklemmt. Ich muss anhalten, absteigen und mit Gewalt die Kette herausziehen - meine Hände sehen danach aus, als hätte ich ne ganze Nacht am Mini geschraubt :) Ich ärgere mich - aber nicht lange. Ich komme zum Wechsel und höre auch die Anfeuerungen von meine Fans - kann sie aber nicht orten.
Im Wechselgarten rufe ich schon von Weitem nach etwas zum Händereinigen. Die Helfer reagieren professionell - ich bekomme Toilettenpaier und Wasser. Irgendwann sind die Hände halbwegs sauber und meine Kompressionsocken ohne Probleme übergestülpt. Ich stürze aus der Wechselzone und versuche gleichzeitig langsam zu laufen. Meine Fans warten auch schon und nun kann ich sie auch endlich sehen :) Ich bekomme wieder Gänshaut und laufe die ersten Meter richtig langsam - das war mein Plan und gefühlt mache ich das auch...Bei der ersten Kilometermarke schaue ich fassungslos auf die Uhr: 3:45 min sind 1 Minute zu schnell...Ich drossele weiter mein Tempo - jedenfalls gefühlt.

Nach 2 km steht dann wieder Steffi mit einer Überraschung: Er wedelt schon von Weitem mit einem Hawaii - Trikot und schreit mir "Denk an Kona - konzentriere Dich - dann kannst Du es schaffen" zu. Ich schaue auf die Uhr: schon wieder 3:45 min. Ich zwinge mich nun, richtig langsam zu laufen und auf den nächsten Kilometern gelingt mir dies dann endlich. Ich finde langsam meinen 4:45iger Schnitt. Meine Leute haben sich gut verteilt und ich freu mich jedesmal riesig, sie schon aus der Ferne zu sehen und zu hören! Insbesondere Andre ist mit seiner Größe gut von Weitem auszumachen und meine Ma höre ich noch von viel weiter weg "Sascha, Sascha" rufen :). Die ersten drei Runden laufen letztendlich perfekt nach Plan - vor allem Dank der tollen Unterstützung. Zu Beginn der vierten Runde merke ich dann schon die körperliche Ermüdung und es wird deutlich, das ich dem zu hohen Anfangstempo Tribut zollen muss - Steffi motiviert mich jedoch wieder und auch Ramona und Mark bringen mich weiter laufend gen Ziel.
Auf der anderen Main- Seite werden dann die Teufelchen auf den Schultern immer lauter. Ich denke an Steffis Spruch: "Wer geht, hat aufgegeben". Irgendwann schliesse ich eine Kompromis: Gehen an den Versorgungsstationen und danach sofort wieder Tempo aufnehmen. Das mache ich an den nächsten drei Stationen. Ich werde von unendlich vielen Leuten überholt - unheimlich deprimierend! Endlich überquere ich zum letzten Mal den Main und zwinge mich dann, bei der letzten Verpflegung durchzulaufen - das sollte sich noch richtig bezahlt machen...

Ich biege auf die Gerade zum Römer ein und will den Zieleinlauf dann endlich geniessen. Ein kurzer Blick über die Schulter macht mich dann jedoch richtig nervös: Ein Typ - augenscheinlich ungefähr mein Alter - sprintet auf mich auf. Ich mobilisiere alle mein Kräfte und fliege über den roten Teppich - ohne meine Leute zu sehen! Ich laufe durchs Ziel, bin überglücklich über meine Zielzeit von 9:32h und mir ist dennoch sofort klar: Heute hat es nicht gereicht. Ich habe mich nicht genug gequält. Ich werde keinen Slot ergattern.

Anschliesend werde ich freundlich in den Zielgarten gedrängt - ohne meine Leute und vor allem meine kleine Maus in den Arm genommen zu haben! Ich ruhe mich kurz aus, kann mit Andreas "Raeli" Raelert ein paar Wort wechseln und suche dann schnell den Ausgang. Nach ein paar Minuten finde ich meine Leute und kann mich nun endlich bei Ihnen für die tolle Unterstützung bedanken. Ich bin glücklich und fertig. Nach einigen bangen Minuten steht fest: Ich bin 20. in meiner AK geworden. Das war mein Ziel!

Meine Fangemeinde. Ich danke Euch - ohne Euch wäre es alles nicht denkbar gewesen! Leider nicht mit aufs Bild konnten mein Schwesterchen Anne, Ramona, Marc sowie Steffi und sein Sohn Consti :(

Einige Fotos und viele Umarmungen später verabschiede ich mich wieder und gehe zum Duschen und zur Massage. Ein Vorteil einer schnellen Endzeit ist ja auch ein relativ leerer Zielbereich :) Ich hole noch schnell mein Finisher - Shirt und meine Urkunde ab und "flitze" dann zu dem Treffpunkt mit meinen Leuten, um endlich das ersehnte Zielbier zu trinken - nein, natürlich hab ich nur Wasser getrunken. Toll war es dennoch, noch mit allen zusammen zu sitzen und über die Erlebnisse des Tages zu sprechen. Für alle war es anscheinend anstrengend und aufregend :) Irgendwann verabschieden wir uns und fahren zum Hotel. Auf dem Weg dahin halten wir - Kati und ich - obligatorisch beim Gasthaus zum goldenen "M" und geniessen einen Big Mäc...Einfach herrlich :)

Ein wunderbarer, unheimlich anstrengender Tag geht zu Ende. Noch viel aufregender sollte es am nächsten Tag werden - dazu dann aber später...

Bis dahin erstmal

Sascha

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